Die EEG-Umlage auf einen Blick: Zahlen, Entwicklungen, Prognosen 2016
Obwohl 93% der Deutschen den Ausbau der erneuerbaren Energien unterstützen, kommt beim Thema EEG-Umlage Unmut auf. Stromkunden beklagen die Höhe der Umlage, Verbraucherschützer kritisieren die ungerechte Verteilung und Industrieunternehmen warnen vor Arbeitsplatzverlusten.
Die wichtigsten Ereignisse und Zahlen des Jahres 2015
Die EEG-Umlage wird von den Übertragungsnetzbetreibern jeweils zum 15. Oktober
für das Folgejahr bekannt geben. Sie ist zu Beginn des Jahres 2015
um 1,1% gesunken. Experten hatten mit einer deutlich höheren
Absenkung gerechnet, da das EEG-Konto ein Plus von 1,38 Milliarden Euro auswies.
Ab 01.Januar 2016 wird die Umlage um 3% auf 6,35 Cent
steigen, obwohl sich das Milliardenplus auf dem Guthabenkonto fast
verdoppelt hat [2,52 Mrd. €].
Die Höhe der Umlage errechnet sich aus einer Prognose der Einnahmen und Ausgaben für das kommende Jahr. Auch der Saldo des EEG-Kontos wird berücksichtigt und ein Puffer als Liquiditätsreserve eingerechnet. 2015 war das EEG-Konto das ganze Jahr über im Plus. Ende September waren vom Polster noch 2,52 Mrd. € übrig. Die Prognose der Bundesregierung, dass der Überschuss im Jahresverlauf sukzessive abschmilzt, trat nicht ein, obwohl die Windenergie- und Photovoltaik-Anlagen in diesem Jahr so viel Strom produzierten wie niemals zuvor.
Der hohe Kontostand weckte Begehrlichkeiten. Doch statt die Verbraucher zu entlasten, wurden weitere Industriezweige durch eine Befreiung der EEG-Umlage begünstigt. Die Zahl der befreiten Unternehmen ist bereits auf 2.154 [2014: 2.098] angestiegen und die gewährten EEG-Rabatte summierten sich für das Jahr 2014 auf 4,8 Milliarden Euro. Geld, das die „nicht privilegierten“ Verbraucher aufbringen müssen.
Die Bekanntgabe der EEG-Umlage für 2016 wurde mit Spannung erwartet. Die Energieexperten der Denkfabrik Agora Energiewende, des BEE und die Gutachter der vier Übertragungsnetzbetreiber gaben Prognosen zwischen 5,66 und 7,27 Cent je Kilowattstunde ab.
Entwicklung der EEG-Umlage 2010-2016
EEG-Umlage für Haushaltskunden in Deutschland
Die Zusammensetzung des Strompreises 2015
Durchschnittlicher Strompreis für Haushaltskunden in Deutschland, Anteil der EEG-Umlage
EEG-Umlage: Wer bezahlt wie viel?
Verteilung der EEG-Kosten nach Verbrauchergruppen
Zusammensetzung der EEG-Umlage & Entwicklung der Einflussfaktoren
Entwicklung der Börsenstrompreise, Industrierabatte und der Ökostromproduktion
Entwicklung der EEG-Umlage & Auszahlungen an die Anlagenbetreiber
EEG-Umlage verdreifacht seit 2010, Auszahlung nur um 70% gestiegen
Entwicklung des Guthabens auf dem EEG-Konto 2010-2015
Kontostandsverlauf mit Stichtag zum Monats- bzw. Jahresende
Entwicklung der EEG-Umlage 2010-2016
EEG-Umlage für Haushaltskunden steigt auf Rekordhoch von 6,35 Cent pro Kilowattstunde
Prognosen zur Entwicklung der EEG-Umlage 2016
Prognosen zu Entwicklung der EEG-Umlage für Haushaltskunden in Deutschland
Entwicklung der EEG-Umlage 2010-2016
EEG-Umlage für Haushaltskunden in Deutschland
Mit der EEG-Umlage wird die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien gefördert. Die Betreiber von Ökostrom-Anlagen erhalten für jede eingespeiste Kilowattstunde einen gesetzlich festgelegten Betrag.
Die Höhe der EEG-Umlage errechnet sich aus der Differenz zwischen dem Marktpreis an der Strombörse und dem Vergütungspreis für den Strom, den die Anlagenbetreiber erhalten.
Jedes Jahr zum Stichtag 15. Oktober wird die EEG-Umlage für das Folgejahr bekannt gegeben.
2016 wird die Umlage wieder ansteigen, nachdem sie 2015 erstmals
seit ihrer Einführung leicht gesunken ist. Sie erhöht sich 2016 um 0,18
Cent und wird ab 1. Januar 6,35 Cent pro Kilowattstunde betragen
[2015: 6,17 Cent]. Das ist ein Plus von 3% nach einer
Reduktion von 1,13% im vergangenen Jahr.
Zum Zeitpunkt der
Berechnung der EEG-Umlage für 2016 erreichte das EEG-Konto den
Kontostand von 2,5 Milliarden Euro [Vorjahreswert 1,38
Mrd. Euro].
Als Gründe für den Anstieg der Umlage werden steigende Ausgaben angeführt. 2 Faktoren treiben die Kosten: Die 2015 neu ans Netz gegangenen Offshore-Windparks und die gefallenen Preise an der Strombörse.
Die EEG-Umlage wird im Jahr 2016 mit 6,35 Cent pro Kilowattstunde mehr als 33-mal so hoch sein wie zu ihrer Einführung im Jahr 2000 und dreimal so hoch wie im Jahr 2010.
Die Zusammensetzung des Strompreises 2015
Durchschnittlicher Strompreis für Haushaltskunden in Deutschland, Anteil der EEG-Umlage
Der Strompreis für private Verbraucher betrug zu Beginn des Jahres 2015 durchschnittlich 28,81 Cent pro Kilowattstunde. Das hat der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) im März ermittelt. Dieser Verbraucher-Strompreis setzt sich aus 3 Hauptbestandteilen zusammen:
25% für Stromerzeugung und Vertrieb, die der Stromanbieter erhält.
52% für staatlich veranlasste Steuern, Abgaben und Umlagen.
23% für die Nutzung der Stromnetze und den Abrechnungs-Service, die der Netzbetreiber bekommt.
Die EEG-Umlage hat einen Anteil am Strompreis von 21,4%. Da auf Abgaben ebenfalls Umsatzsteuer gezahlt wird, erhöht sich der Gesamtkostenanteil auf 25,5% des Haushaltsstrompreises.
EEG-Umlage: Wer bezahlt wie viel?
Verteilung der EEG-Kosten nach Verbrauchergruppen
Seit der Jahrtausendwende zahlen private und gewerbliche Verbraucher mit der Stromrechnung die EEG-Umlage. 2015 flossen pro Kilowattstunde 6,17 Cent auf das Umlagekonto. Aber nicht jeder Stromkunde zahlt den gleichen Anteil.
Es gibt privilegierte Verbraucher, die ganz oder teilweise von der EEG-Umlage befreit sind. Das sind Unternehmen, die zu den sogenannten energieintensiven Industrien zählen. 2015 profitierten 2.154 Unternehmen von dieser Sonderregelung. Das durch diese Umverteilung entstandene Defizit betrug zum Zeitpunkt der Veröffentlichung 4,8 Milliarden Euro für das Jahr 2014.
Um den entstehenden Fehlbetrag auf dem Umlagekonto auszugleichen, steigt die EEG-Umlage für die verbleibenden, nicht privilegierten Letztverbraucher, was einer Umverteilung der Kosten zulasten kleiner und mittlerer Unternehmen sowie der Privathaushalte bedeutet.
Anfang 2013 wurde die Ermäßigungsgrenze für stromintensive Firmen von 10 GWh auf 1 GWh Stromverbrauch pro Jahr gesenkt. Damit erhöhte sich die Zahl der begünstigten Firmen deutlich und die Einzahlungen auf das EEG-Umlagekonto fielen geringer aus, was die EEG-Umlage auf immer weniger Schultern verteilt hat.
Zusammensetzung der EEG-Umlage & Entwicklung der Einflussfaktoren
Entwicklung der Börsenstrompreise, Industrierabatte und der Ökostromproduktion
Das Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien [EEG] ist die Grundlage der Energiewende in Deutschland. Über die EEG-Umlage wird dieser Energieumbau finanziert. Zum Sündenbock für den inzwischen starken Anstieg der Umlage erklärt man die Anlagenbetreiber und die steigende Produktion von Ökostrom, dabei treiben Fremdkosten die Umlage in die Höhe.
Von 2010 bis 2015 hat der Ökostromanteil am deutschen Strommix um 50% zugelegt. Im selben Zeitraum hat sich die EEG-Umlage aber verdreifacht, denn die Förderung der erneuerbaren Energien macht nur noch einen kleinen Teil der EEG-Umlage aus. Vor allem Fremdkosten, wie die gefallenen Großhandelspreise an der Strombörse und die Befreiung vieler Industrieunternehmen von der Umlage treiben die Kosten nach oben.
Laut Bundesverband Erneuerbare Energien [BEE] hat die reine Ökostromförderung nur noch einen Anteil von 42% [2,61 von 6,24 Cent] an der EEG-Umlage. Der gefallene Börsenpreis verursacht 23% [1,45 Cent] und die Industrieprivilegien noch einmal 20% [1,25 Cent] Zusatzkosten. Damit steht die eigentliche Förderung der erneuerbaren Energien und der Zuwachs bei der EEG-Umlage in einem Missverhältnis.
2010 lag der Großhandelspreis für Strom an der Börse noch bei 5,82 Cent|kWh. Fünf Jahre später, bei nur noch 4,21 Cent|kWh. Der Ausgleich dieses Preisrückgang verursacht inzwischen 23% der Umlagekosten - Tendenz steigend, denn der Börsenpreis fällt 2015 weiter. Auch die Privilegien, die die Industrie genießt, haben sich seit 2010 fast verdreifacht und machen bereits ein Fünftel der Umlagekosten aus. Nach aktuellen Angaben des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle [BAFA] wurden in diesem Jahr 2.154 Unternehmen von der Umlage befreit.
Die nicht befreiten Stromverbraucher entlasteten die Unternehmen im Jahr 2014 mit 4,8 Milliarden Euro und subventionierten so die großen Industriebetriebe mit 1,25 Cent pro Kilowattstunde. Die Durchschnittsfamilie mit einem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden zahlte 2014 knapp 220 Euro Ökostrom-Umlage, davon entfielen rund 44 Euro auf Industrie-Rabatte.
Entwicklung der EEG-Umlage & Auszahlungen an die Anlagenbetreiber
EEG-Umlage verdreifacht seit 2010, Auszahlung nur um 70% gestiegen
Es ist ein weitverbreiteter Glaube, dass aufgrund des Solar- und Windkraft-Booms überhöhte Zahlungen an die Anlagenbetreiber geleistet werden, was wiederum die Strompreise in die Höhe schießen lässt. Auch wird argumentiert, dass die Energiewende unbezahlbar wird, wenn die Förderung von Solar- und Windanlagen weiter so unterstützt wird.
Die Umlage zur Förderung des Ökostroms [EEG-Umlage] wird oft als Preisschild für die deutsche Energiewende verwendet. Doch die tatsächliche "Förderung der erneuerbaren Energien" macht nur noch einen geringen Teil der EEG-Umlage aus. Vor allem die Befreiung vieler Industrieunternehmen von der Umlage und die gefallenen Preise für Strom an der Börse treiben die Kosten in die Höhe.
2010, als die EEG-Umlage noch 2,05 Cent/kWh betrug, wurden 13,2 Milliarden Euro an die Betreiber von Ökostromanlagen ausgezahlt [Jahresabrechnung Bundesnetzagentur]. Im Jahr 2015 wird sich der Auszahlungsbetrag um etwa 70% auf 22,9 Milliarden erhöhen. Im gleichen Zeitraum verdreifachte sich die Umlage, die vor allem von Privatverbrauchern und kleinen Unternehmen bezahlt wird, und lag bei 6,17 Cent/kWh.
Die Energieexperten des Bundesverbandes Erneuerbare Energien [BEE] haben errechnet, dass der Anteil der Förderkosten für erneuerbare Energien im Jahr 2014 nur bei 42% lag [2,61 Cent von 6,24 Cent]. Der gefallene Börsenpreis verschlang 23% [1,45 Cent] und die Industrieprivilegien machten ein Fünftel der Umlagekosten [1,15 Cent] aus.
* Auszahlung an die Anlagenbetreiber in Milliarden Euro inklusive Marktprämie und Flexibilitätsprämie
Entwicklung des Guthabens auf dem EEG-Konto 2010-2015
Kontostandsverlauf mit Stichtag zum Monats- bzw. Jahresende
Seit Beginn des Jahres erreichen die Milliarden-Überschüsse auf dem EEG-Konto monatlich neue Rekordhöhen. Ende September 2015 lag das von Stromverbrauchern auf dem EEG-Konto deponierte Guthaben bei 2,521 Milliarden Euro. Für April meldeten die Netzbetreiber einen Rekord-Überschuss von 5,1 Milliarden. So viel wie noch nie, trotz Spitzenwerten bei der Ökostromerzeugung.
Das Gesamtguthaben auf dem EEG-Umlagekonto hat sich ab Mai 2015 wieder etwas reduziert, doch die Rekordeinspeisungen von Photovoltaik- und Windkraftanlagen im Sommer ließ den Überschuss nur um etwa eine Milliarde Euro sinken. In den Sommermonaten ist mit einer hohen Solarstrom-Erzeugung zu rechnen, weshalb die Ausgaben regelmäßig höher sind als die Einnahmen.
Das Bundeswirtschaftsministerium wehrt sich gegen den Vorwurf, die EEG-Umlage im Jahr 2015 zu hoch angesetzt zu haben. Eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion beantwortet Staatssekretär Uwe Beckmeyer deutlich „Ob die EEG-Umlage für 2015 zu hoch angesetzt war, lässt sich erst beurteilen, wenn das Jahressaldo des EEG-Kontos bekannt ist.“ Die Übertragungsnetzbetreiber hätten die aktuelle Höhe der Umlage von 6,17 Cent pro Kilowattstunde auf Basis „wissenschaftlicher Gutachten“ berechnet. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter vermutet hinter der mageren Absenkung der Ökostrom-Umlage vor allem die Ungewissheit über die Summe der Industrieprivilegien für 2015.
Entwicklung der EEG-Umlage 2010-2016
EEG-Umlage für Haushaltskunden steigt auf Rekordhoch von 6,35 Cent pro Kilowattstunde
Die "EEG-Umlage" genannte Sonderabgabe zur Förderung des Ökostroms wird im kommenden Jahr wieder steigen. Wie die für die Festlegung zuständigen Netzbetreiber am 15. Oktober offiziell mitteilten, klettert die Abgabe für 2016 von aktuell 6,17 Cent auf den neuen Rekordwert von 6,35 Cent je Kilowattstunde (kWh). Das ist ein Anstieg von 3 Prozent und entspricht 0,18 Cent je Kilowattstunde. Der neue EEG-Umlagesatz gilt ab 01. Januar 2016.
Wenn die Versorger die Erhöhung in vollem Umfang an die Kunden weitergeben, zahlt eine Familie mit einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 5.000 Kilowattstunden im kommenden Jahr etwa 11 € Euro mehr. Die jährliche Belastung für alle deutschen Privathaushalte steigt dadurch um 280 Mio. Euro.
Prognosen zur Entwicklung der EEG-Umlage 2016
Prognosen zu Entwicklung der EEG-Umlage für Haushaltskunden in Deutschland
Das EEG-Konto
verzeichnet Milliarden-Überschüsse trotz Rekordeinspeisungen aus
deutschen Photovoltaik- und Windkraftanlagen. Ob deshalb die EEG-Umlage
für 2016 sinken wird, bleibt abzuwarten.
Die Energie-Experten der Denkfabrik Agora Energiewende gehen für
das kommende Jahr von einem Anstieg der EEG-Umlage aus. "Es sieht
derzeit so aus, als ob die EEG-Umlage um etwa 0,3 Cent/kWh steigen
wird", sagte Agora-Direktor Patrick Graichen
beim "Deutschen Energiekongress" in München. Der Anstieg auf
etwa 6,5 Cent/kWh könne trotz des gut gefüllten Umlagekontos
eintreten, da der Börsenpreis für Strom deutlich gesunken sei. In ihrem
Langfrist-Szenario halten die Analysten eine Gesamtsteigerung
zwischen 1 und 2 Cent bis 2023 für wahrscheinlich. Dann soll
die Umlage ihren Gipfel erreicht haben und bis 2035 deutlich unter
heutiges Niveau sinken.
Die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW erwarten in ihrer Mittelfrist-Prognose eine EEG-Umlage für 2016 zwischen 5,66 und 7,27 Cent je Kilowattstunde. Im mittleren Trendszenario beträgt die Umlage 6,5 Cent.
Die
aktuelle Prognose des Bundesverbandes Erneuerbare Energie [BEE]
sieht ebenfalls einen neuen Rekordwert. Das belegen Berechnungen
des Verbandes, die dem Handelsblatt
vorliegen. Der Verband geht für 2016 von einer EEG-Umlage in Höhe von
6,39 Cent je Kilowattstunde aus. 2 Faktoren treiben die
Kosten: Die 2015 ans Netz gegangenen
Offshore-Windparks und die gefallenen Preise an der
Strombörse. Sinken dort die Preise, wird die Differenz zu den
Preisen, welche die Anlagenbetreiber für Wind- und
Sonnenstrom bekommen immer größer.
Auch für die Große Koalition
wäre der Anstieg äußerst unerfreulich, denn sie wollte die
Kostendynamik bei der Umlage mit der EEG-Reform
2014 durchbrechen.
Steigende Preise für Stromkunden wären indes nicht zu rechtfertigen. „Der Srompreis kann 2016 auch dann stabil bleiben, falls die EEG-Umlage leicht steigt“, sagt Dr. Hermann Falk, Geschäftsführer des BEE.